Fußball-Europameisterschaft: Kameraträgersystem des Unternehmens spidercam liefert Bilder aus der Vogelperspektive
Bei der Fußball-Europameisterschaft (11. Juni bis 11. Juli) darf wegen der COVID-19-Pandemie nur ein Bruchteil der Fans live im Stadion dabei sein. Deshalb ist die TV-Übertragung des Turniers so wichtig wie nie zuvor. Spektakuläre Aufnahmen aus den elf Stadien und Arenen liefert insbesondere das Unternehmen spidercam. Bei Steuerung und Antrieb ihrer Seilkamera vertraut das Unternehmen aus dem österreichischen Feistritz im Rosental auf die PC-basierte Steuerungstechnik von Beckhoff.
Mit ihrer spidercam® hat das gleichnamige Unternehmen einen Kameraroboter entwickelt, der das Hightech-Aufnahmegerät wie ein ferngesteuertes Flugobjekt frei in alle Raumrichtungen bewegt. Das Ziel: spektakuläre TV-Bilder. Entstehen sollen diese nahe am Boden und in schwindelerregender Höhe.
Geschwindigkeiten von bis zu 32 km/h möglich
Ermöglicht wird die außergewöhnliche Perspektive durch ein Seilzugsystem. Dieses wird an vier Masten, an der Decke oder anderen vorhandenen Fixpunkten befestigt. So kann die Kamera in der gewünschten Position gehalten werden. Seilwinden, welche die Seile koordiniert verkürzen und verlängern, treiben das System an. Sie machen es schnell und wendig. Es sind Geschwindigkeiten von bis zu 9 m/s (32 km/h) möglich.
Glasfaserkabel überträgt Bilddaten
Die speziell angefertigten Seile bestehen aus Kunststoff und besitzen ein eingewebtes Glasfaserkabel, durch das die Bilddaten (bis zu 4k) verlustfrei zum Boden übertragen werden. Ein leichtes Durchhängen der Seile von max. 10 ° bewirkt, dass die Seile nur durch das Gewicht des Kamerakopfes, dem Dolly, belastet werden. Es gibt kein vorgespanntes Trag- oder Zugseil. Die gewünschte, gerade Flugbahn entsteht allein durch das gleichzeitige Ein- und Ausfahren der vier motorbetriebenen Seilwinden.
Hohe Sicherheit durch TwinSAFE-Klemmen
Angetrieben werden die Seilwinden durch die Beckhoff-Servoverstärker AX5000 mit EtherCAT-Interface und AM8000 Synchron Servomotoren. Jede Windenstation ist mit einem Embedded-PC von Beckhoff ausgerüstet, der mit TwinCAT über Netzwerkvariablen mit der zentralen Steuereinheit kommuniziert. Die Zuschauer, Produktionsmitarbeiter, Darsteller oder Sportler werden von der „fliegenden Kamera“ üblicherweise über Kopf erfasst. Oberste Priorität genießt deshalb das Thema Sicherheit. Integrierte TwinSAFE-Klemmen sorgen speziell bei kritischen Momenten wie der Inbetriebnahme und der Handsteuerung für höchste Sicherheit. „Seit 15 Jahren verwenden wir für unsere Anlagen Beckhoff-Technik und sind damit sehr zufrieden“, sagt Georg Peters, Operations Manager bei spidercam. Die Österreicher greifen dabei stets auf die aktuellen Produkte und Technologien von Beckhoff zurück.
Drei Personen bedienen die spidercam®
Die Bedienung der spidercam® ist trotz ihrer komplexen Technik einfach. Lediglich drei Personen sind für den Betrieb des Kamerasystems erforderlich. Während ein Mitarbeiter die spidercam® mit Hilfe zweier Joysticks in den drei Raumachsen fliegt, bedient ein zweiter Mitarbeiter die Kamera. Ein Techniker überwacht außerdem laufend die Systemparameter. Eine Online-Visualisierung liefert jederzeit genaue Informationen über die exakte Position der Kamera.
Elf Stadien, elf Kameras
Die Meisterschaft wird normalerweise in ein oder zwei Ländern ausgetragen. Zum 60. Geburtstag der UEFA wird die EM jedoch als paneuropäisches Event veranstaltet – von Sevilla bis St. Petersburg, von Glasgow bis Baku. Jedes der insgesamt elf Stadien ist das temporäre Zuhause eines der Systeme von Spidercam.
Auch bei Olympia im Einsatz
Mit ihrer Spidercam sind die Österreicher weltweit unterwegs. Atemberaubende Bilder liefert die Seilkamera beispielsweise aus Australien (Tennis), Frankreich (Tennis), Großbritannien (Cricket, Fußball), Kroatien (TV-Nachrichten), Mexiko (Fußball), Pakistan (Cricket), Indien (Cricket), Südkorea (Mnet Asian Music Awards) oder den USA (Tennis). Auch abseits der Fernsehwelt sind spidercam® Systeme im Einsatz: Mehrere Universitäten verwenden das Seilrobotersystem, um Pflanzenforschung zu betreiben. Ein anderes System fliegt in einem deutschen Vergnügungspark, um wartende Besucher zu unterhalten. Der nächste Einsatz bei einer Großveranstaltung steht bereits fest: Spidercam wird mit zehn Seilkameras bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio (23. Juli bis 8. August 2021) vertreten sein.