Elektronische Überstromschutzklemmen EL9227 überwachen Recyclingmaschinen und unterstützen Industrie-4.0-Konzepte
In einer Kreislaufgesellschaft ist Abfall längst Rohmaterial für neue Produkte. Eine Philosophie, die Govaerts Recycling seit den 1990er Jahren lebt. Aber Recycling ist und bleibt ein heterogener Materialfluss, der den Recyclingmaschinen das Äußerste abverlangen kann. Gut, wenn man Überlastungen rechtzeitig erkennt, z. B. über die Stromaufnahme. Das Unternehmen im belgischen Alken setzt hier schon seit Jahren auf Technologie und Know-how von Beckhoff, insbesondere auf die elektronischen Überstromschutzklemmen EL9227.
Govaerts Recycling begann 1995 mit viel Ehrgeiz, aus weniger mehr zu machen. „Die frühere Arbeit in einer Kiesgrube hat uns gezwungen, sich der Tatsache zu stellen, dass man den Boden ausbeutet“, erklärt Eddy Govaerts, der das Unternehmen zusammen mit seiner Schwester leitet: „Unser Ziel war, nachhaltiger mit Rohstoffen umzugehen. Kunststoffabfälle schienen der perfekte Ausgangspunkt zu sein, denn für diese wurden wir seinerzeit bezahlt.“
Recycling von 315 Mio. Plastikflaschen
Mit dem Recycling der ersten Kunststoffabfälle wurde 1997 begonnen. Heute sind Dielen, Pfosten, Terrassen, Zäune, Möbel, Spielgeräte aus dem belgischen Alken überall auf der Welt zu finden – von renommierten Stellen geprüft und zertifiziert, aus recyceltem Kunststoff und selbst zu 100 % recycelbar. Inzwischen produziert das Unternehmen mit sieben Maschinen, die 2021 mehr als 315 Mio. Plastikflaschen in neue Produkte überführt haben. Um das weitere Wachstum zu stemmen, werden aktuell zwei weitere Anlagen projektiert. Alle Anlagen konstruieren und bauen Eddy Govaerts und sein Team selbst, um den Produktionsprozess vollständig kontrollieren zu können. „Wir wollen mit der bestmöglichen Qualität produzieren. Dazu müssen wir nicht nur prüfen, was hineinkommt, sondern auch kontrollieren und verstehen, was genau darin passiert", skizziert Eddy Govaerts seine Philosophie.
Verlässlichkeit von Mensch und Technik
Ein Vorteil der Govaerts-Anlagen ist, dass der gesamte Produktionsprozess vom Mahlen des Granulats bis zum Endprodukt in einem Durchgang stattfindet. Deswegen durchläuft der Kunststoff einen Heiz- und Kühlzyklus weniger, was der Qualität zugutekommt und Energie spart. Ebenso wichtig ist ein zuverlässiger Betrieb rund um die Uhr. Govaerts Recycling setzt deshalb seit Jahren auf die Kompetenz und Technologien von Beckhoff bei der Automatisierung und Optimierung der Maschinen. Dazu Eddy Govearts: „Technologie ist immer auch mit Menschen verknüpft, denn je komplexer sie wird, desto mehr Unterstützung braucht man. Support-Ingenieur Philippe Hénin weiß als unser Ansprechpartner genau, was wir tun. Er hat ein offenes Ohr für unsere Bedürfnisse. Aus diesem Grund kann er auch proaktiv Lösungen vorschlagen. Das ist etwas, was Beckhoff wirklich auszeichnet.“
Ein Paradebeispiel für die weitere Optimierung der Maschinen sind die elektronischen Überstromschutzklemmen EL9227. „Der Schritt in Richtung Industrie 4.0 ist für uns wichtig, um die Zuverlässigkeit unserer Maschinen weiter zu verbessern", erklärt Wouter Thieren von Govaerts Recycling. Er arbeitet seit vier Jahren an diesem Thema. „Je mehr Daten wir erfassen, desto bessere Analysen sind möglich. Nicht nur, um Probleme zu vermeiden, sondern auch um die Qualität weiter zu verbessern.“ Für ihn passen die EtherCAT-Klemmen EL9227 perfekt zum Konzept Industrie 4.0. „Wir arbeiten mit einer dezentralen Verteilung der Gleichstromkreise. Durch Hinzufügen von zwei Klemmen an jeder I/O-Insel können wir die jeweiligen Maschinenbereiche mit einem elektronischen Überstromschutz ausstatten.“
Zudem sagen die Überstromschutzklemmen viel über das Geschehen in der Maschine aus. Dazu Wouter Thieren: „Wir kontrollieren darüber, wie viel Strom das elektronische Koppelmodul sowie das Netzteil am Ein- und Ausgang benötigen. Und bei einer Störung wissen wir, wo diese auftritt, und können die Klemmen remote oder über die Anlagenvisualisierung ein- und ausschalten."
Umfassende Diagnose und einfache Integration
Bei den Überstromschutzklemmen EL9227 setzt Wouter Thieren aufgrund der zahlreichen Diagnosemöglichkeiten auf die Version mit erweiterten Funktionen: „Mit diesen EL9227 können wir eine Zustandsüberwachung für den gesamten 24-V-DC-Kreis realisieren.“ Ändert sich der Stromverbrauch, kann der Maschinenführer gezielt nach der Ursache suchen. „Wir gehen also einen weiteren Schritt in Richtung vorausschauende Wartung“, so Wouter Thieren. Die Stärke der EtherCAT-Klemmen liegt in der Kombination mit der Software und natürlich dem Support: „Beckhoff hat mit TwinCAT die richtige Software, um das ganze Potenzial aus der Hardware herauszuholen. Darüber hinaus macht Beckhoff die Integration einfach, da sie fast automatisch erfolgt.“ Beispielsweise lassen sich die Meldungen der Stromklemmen einfach auch ins HMI der Maschinen integrieren. „Unsere Bediener sehen dann sofort eine Anomalie oder Störung und müssen nicht erst an den Schaltschrank gehen, um den Fehler anhand der LEDs einzugrenzen“, erläutert Wouter Thieren.
In den Govaerts-Maschinen gibt es inzwischen so viel Elektronik, dass man eine schnelle und selektive Absicherung benötigt. Thermische Sicherungen sind dafür nicht mehr ausreichend. Die elektronischen Überstromschutzklemmen EL9227 geben im Vergleich dazu bereits ein Warnsignal bei den ersten Anzeichen einer Anomalie. Allein diese Diagnostik vermeidet bereits viele Probleme. „Unsere Gleichstromkreise sind damit perfekt abgesichert und geschützt“, betont Wouter Thieren. Und das normkonform gemäß den Anforderungen der DIN EN 60204-IEC: Seit 2020 müssen auch die 24-V-Gleichstromkreise geprüft werden. Mit den EL9227 erfüllt Govaerts Recycling die Anforderungen der Norm und verfügt zudem über eine intelligente Lösung, die elektronisch rücksetzbar ist.